Radio-, Fernseh- und Zeitungsberichte haben in den letzten Wochen eine Gemeinsamkeit. Sie alle beginnen mit trostlosen Sätzen wie „In dieser herausfordernden Zeit…!“ oder „In Zeiten wie diesen…!“ und enden mit irgendwelchen zu Tode gelaberten Parolen wie „Bleib gesund!“ oder „Schau auf dich!“
Damit mein Bericht nicht in diesem trostlosen Einheitsbrei untergeht möchte ich ihn ganz anders beginnen!
So viele verschiedene Entwicklungen wie heute gab es vermutlich noch nie gleichzeitig zu beobachten. Der Arbeitsmarkt, die Wirtschaft und nicht zuletzt das Gesundheitssystem stehen am Anfang eines Weges, dessen Richtung noch niemand kennt. Noch spannender als die Entwicklung in diesen Bereichen finde ich die Entwicklung der Menschen und ihre Haltung dem Leben gegenüber.
Am Anfang dieser Umbruchsphase waren die meisten unter uns begeistert vom Zusammenhalt und Nächstenliebe mit allen Einschränkungen die, aus damaliger Sicht, dazugehörten. Die wenigen die den Entwicklungen skeptisch gegenüberstanden wurden missgünstig beäugt und an den Rand gedrängt. Endlich gibts mal ne Krise die ein wenig frischen Wind in unser Leben bringt und dann wollen ein paar Heinis uns dieses Problem wegnehmen. Sind ja alles Verschwörungstheoretiker die sich wichtig machen wollen. Solche Töne sind, während wir aus Fenstern und von Balkonen singen, nicht erwünscht.
Inzwischen ist aus der lauen Brise und dem frischen Wind in unserem Alltag ein mächtiger „Wind of Change“ geworden. Die anfangs noch Krisen-bejahende Haltung der Menschen hat sich grundsätzlich gewandelt. Wo vor kurzem noch „Wir halten zusammen“-Slogans die Profilbilder zierten prangen jetzt Schuldzuweisungen wie „Bargeld ist Freiheit!“ oder „Nicht mein Kanzler!“.
Aus der hintersten Ecke des World-Wide-Web werden Videos, Berichte und andere Beweisstücke hervorgekramt die belegen, dass das alles eine große Verschwörung ist weil: „Wir habens ja schon immer gewusst!“.
„Na und? Darf man seine Meinung nicht ändern?“
Und jetzt wirds spannend…
Es gehört zweifelsfrei viel mehr Mut dazu seine Meinung/seinen Standpunkt zu ändern.
Was mir an dieser Meinungs-Verwandlung echt sauer aufstößt sind die Gründe weshalb sich die Haltung der Menschen ändert.
Die eigene Meinung zu einem bestimmten Thema sollte man ändern, wenn man sich genau informiert hat und anhand der Daten und Fakten feststellen musste, dass man falsch lag.
Ich traue mich zu behaupten, dass ein Großteil derer die jetzt die Mistgabeln und Fackeln wetzen ihren Standpunkt nicht geändert haben durch sorgfältige Recherche und glasklare Analyse.
Solange die Geschehnisse zu unser aller Bequemlichkeit beitragen ist uns so eine Krise sehr willkommen. Fünf Minuten vor Dienstbeginn vom Bett aus den Laptop starten um dann noch schnell die Kaffeetasse vor dem Bildschirm für Instagram zu fotografieren bevor man sich wieder hinlegt ist ja auch nicht so schlecht.
Nach einiger Zeit werden aber auch die Hände der motiviertesten „Aus dem Fenster Klatscher“ taub. Die schönste DIY-Maske drückt irgendwann hinter den Ohren, und wenn auch noch das an der Bar Lümmeln verboten wird ist die Luft aus dem Krisenthema endgültig raus.
Während also ein Großteil der Menschen damit beschäftigt ist die nächste Intrige zu orten verstreichen wertvolle Chancen.
Die zentrale Frage sollte nicht lauten „Wer will uns als nächster in die Pfanne hauen?“ Vielmehr sollten wir die Augen zur Abwechslung mal nicht misstrauisch zusammenkneifen sondern weit aufmachen und uns selbst die Frage stellen:
Was kann ich tun?
Was kann ich tun um zu einer positiven Wendung beizutragen?
Wie kann ich meinen Teil so einbringen, dass daraus etwas ganz Großes wird?
Was uns begegnet können wir nicht beeinflussen.
Viel wichtiger noch als das was uns passiert ist was wir daraus machen!
Anstatt sich also hinter die Lupe zu klemmen um die nächste Gemeinheit gegen uns ausfindig zu machen sollten wir nach Möglichkeiten suchen das Schiff zum Positiven zu wenden!
Man kann nicht besonders weit in die richtige Richtung gehen an Bord eines Schiffs das in die falsche Richtung fährt. Dort wo die Bedürfnisse der Welt auf mein Können treffen liegt die Antwort auf die Frage was ich selbst beitragen kann.
Für ein erfolgreiches Wenden des Schiffs ist der Kapitän am Steuerrad genauso wichtig wie der Matrose der das Seil der Segel festmacht!
Also berechnen wir einen neuen Kurs, setzen die Segel und drehen das Schiff ab um vom Wind of Change der uns gerade mächtig um die Ohren braust nicht an die nächste Klippe geworfen, sondern weit aufs Meer der Möglichkeiten hinausgetrieben werden.