Vorschuss – kein Kredit!

Erkenntnisse aus einem turbulenten Familenwochenende! 🙂

Vergangenes Wochenende gab es eine Situation, in der ich mich irgendwie von meinem Mann übergangen, ja fast ein wenig verdrängt gefühlt habe. Er hat nach erfolgreichem Abschluss eines gemeinsamen Projekts die ganze Anerkennung und sämtliches Lob für sich beansprucht. In seinen Schilderungen des Erfolgs begann jeder Satz mit „…und dann hab ich….und dann hab ich..“. Auch Dinge die ich im Alleingang gemeistert hatte wurden einfach von seiner „..und dann hab ich…“-Schleife verschluckt.

Ich will ehrlich zu euch sein – nach diesem Nachmittag war ich ziemlich gekränkt. Zumal ich mindestens 40% des Gesamtaufwandes getragen habe und jetzt beim Ernten der Früchte die die gemeinsame Arbeit getragen hat leer ausgehen sollte.

Zuerst denken, dann reden…!

Ich wollte meinen Mann in einem ruhigen Augenblick zur Rede stellen und ihn mit meinem Ärger konfrontieren. Aber die passende Situation hat sich irgendwie nicht ergeben, und so musste das Gespräch auf den nächsten Tag verschoben werden.

Das verschaffte mir Zeit nachzudenken.
Je länger ich über die Situation nachdachte, umso klarer wurde mir eines.
Kritik oder Vorwürfe waren hier Fehl am Platz!

Wie ihr bestimmt schon bemerkt habt kommen wir Erwachsene alle aus verschiedensten Familien mit unterschiedlichen Vorgeschichten und haben somit alle ein Bündel an Erfahrung, Freud und Leid zu tragen. All das bringen wir mit in unsere Beziehung bzw. in das gemeinsame Leben mit unserem Partner.

Ich habe also das Bündel Lebenserfahrung auf dem Rücken meines Mannes ganz genau betrachtet. Während ich aus einer Vergangenheit komme in der Anerkennung, Lob und Respekt fast schon selbstverständlich waren durfte er bisher selten, bis gar nie Anerkennung oder Lob für das was er geleistet hat erfahren. Ich bin immer für meine Leistungen respektiert und gelobt worden, während er sehr oft die Erfahrung machen musste nie genug zu leisten/nie genug zu sein.

Plötzlich war mein Ärger wie verflogen und wurde fast von schlechtem Gewissen verdrängt. Für ihn bedeutete dieser Erfolg alles. Viel, viel mehr, als er für mich je bedeuten könnte. Es war für ihn die einmalige Chance die Anerkennung, den Respekt und das Lob zu erhalten, das ihm bisher sehr oft verwehrt geblieben ist. Es war eine einzigartige Gelegenheit endlich aus dem Schatten der Minderwertigkeit der immer über ihn gelegt wurde zu treten und zu sagen „Schaut her, ich hab es doch geschafft!“

Und das, ist viel viel wichtiger als alles Andere.
Wir sind ein Team. Diesen Erfolg zu genießen ist für IHN sehr wichtig – also ist es auch mir wichtig, dass er dieses Kapitel endgültig aus seinem Bündel nehmen und an den Fahrbanrand unseres gemeinsamen Lebensweges legen kann.

Großzügig sein – der Moment in dem man selbst Großzügigkeit braucht kommt bestimmt!

Ich hab mir also meinen Mann geschnappt, ihn liebevoll in den Arm genommen und mit ihm geredet. Ohne Vorwürfe, ohne ihn auf sein Fehlverhalten aufmerksam zu machen und ohne sauer zu sein.

Es ist eine Art Auge-zudrück-Vorschuss. Kein Großmütigkeits-Kredit den er abarbeiten oder abbezahlen muss. Eher eine kleine Leihgabe bis auf weiteres. Denn der Moment in dem ich Großzügigkeit, Liebe und Vertrauen brauche kommt bestimmt.

Ehrlichkeit, und Vertrauen,
Zärtlichkeit und Herzenswärme.
Und die Kraft, nach vorn zu schauen,
wenn man sich selber verliert.
Ein Mensch der da ist wenn du Fragen stellst,
und der dich auffängt wenn du fällst,
ist viel mehr wert als alles andre auf der Welt.

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