Evtl. Werbung wegen Markennennung – die aber auf keinen Fall eine Werbung sein sollte.
Heute surfe ich, während des zehnminütigen Mittagsschlafs meiner Racker, gemütlich mit meinem Surfbrett (Smartphone) durch die sieben Weltmeere (World-Wide-Web) – und plötzlich attackiert mich ein bitterböser (Immobilien)Hai.
Nein Spaß beiseite, ganz so dramatisch wars nicht. Aber während ich so fröhlich am surfen war flackert vor meinen Augen plötzlich ein Facebook-Posting mit dem Hinweis „Gesponsert“ vor mir auf. Der (Buch)Titel gleich dämlich wie brilliant: „Reicher als die Geissens – mit null Euro Startkapital in fünf Jahren zum Millionär“.
Obwohl allein der Familienname innerliche Ablehnung in mir hervorruft fühle ich mich irgendwie gezwungen das anzuklicken und weiter zu lesen. Wie in so vielen Situationen wollte ich auch in diesem Fall nicht hin sehen, konnte aber irgendwie auch nicht weg sehen. – Das ist schon mal ein Pluspunkt für den Autor.
Was dieser Überschrift bzw. dem Buchtitel dann folgte war schockierend.
In der Beschreibung bzw. in der Werbung für sein Buch führt der Autor aus, dass reiche Menschen ihre Kinder zum „Reich sein“ erziehen während arme Menschen, ich zitiere :“…ihre Kinder lehren zu denken wie Angestellte…!“ und somit ihren Kindern die Möglichkeit nehmen jemals reich zu werden.
In seinem Buch findet man dann angeblich eine 43-Teilige Schritt für Schritt Anleitung wie man ohne zu Arbeiten und mit 0-Euro Kapital zum Millionär wird, damit man dann seine Kinder auch zu kleinen Millionären heranziehen kann.
Was zur Hölle?
An diesem Punkt hab ich mich dann gefragt: „Was zur Hölle läuft schief in unserer Gesellschaft?!“ Vermutlich bin auch ich nur einer dieser Lemminge die „denken wie Angestellte“ aber ich bin doch der festen Überzeugung, dass es unsere Aufgabe als Eltern ist den Kindern zu zeigen, dass Reichtum nicht alles ist im Leben. Egal ob reich oder arm – wenn ich meinen Kindern irgendetwas mitgeben möchte dann, dass Geld zwar notwendig ist, man sich die wichtigsten Dinge im Leben nicht mit Geld kaufen kann.
Wenn meine Kinder von mir die Fähigkeit erlernen können glücklich zu sein ohne viel zu besitzen sind sie schon reicher als mancher Millionär.
Arm ist nicht wer wenig hat, sondern wer viel braucht!
Peter Rossegger
Eine weitere Frage die mich beschäftigt ist: Warum möchte jemand um jeden Preis reich werden? Welchen Sinn hat es den Großteil eines Kuchens, der eigentlich allen Menschen gehört, allein auf meinen Teller zu schaufeln? Um dann vor Leuten die man garnicht mag damit prahlen zu können das größte Stück vom Kuchen zu haben, ohne dafür arbeiten zu müssen?

Billiges Geld das ich nicht habe für Dinge die ich nicht brauche!
Was mich außerdem schwer beschäftigt sind die vielen TV-Spots die mit „Dumping-Krediten“ werben. Eine Werbung hat sich besonders in mein Gedächtnis eingebrannt. In dem Spot fahren zwei Hasen in einem Auto. Jede Sekunde kommen ein paar Hasenkinder dazu. Die Hasen-Eltern werden immer unglücklicher und dann TATAAAAAA präsentiert die Werbung die vermeintliche Lösung. Ein Sofort-Kredit für den ich dann nur eine winzige Rate bezahle – eh nur die nächsten dreißig Jahre. Was um alles in der Welt will mir diese Werbung sagen? Dass Kinder zu Geldproblemen führen die ich nur mit einem Sofortkredit lösen kann für den ich dann monatlich Raten zahle wo doch jetzt schon am Monatsende nichts überzubleiben scheint? Ich versteh ja von Finanzen ungefähr so viel wie Mr. Bean von Mode – aber bei solchen Angeboten stehen mir doch die Haare zu Berge.
Gelegentlich höre ich einen Podcast von einem „Aussteiger-Banker“. Welch pikanten Details der aus der Finanzwelt weitergibt lehrt mich oft das Fürchten. Derjenige schildert zum Beispiel, mit welchem System Bankkunden quasi in die Schuldenfalle gedrängt werden um dann ausgiebig für allfällige Bankleistungen zur Kasse gebeten werden zu können.
Die Kurzversion des Bankers geht so:
„Otto Normalverbraucher geht in die Bank, macht ein Girokonto auf. Überzugsrahmen braucht er lt. eigenen Angaben keinen. Bankberater Hr. Fröhlich ermuntert Otto den Überzugsrahmen zu nehmen weil der doch sowieso gratis sei, und man außerdem ja nie wissen könne was kommt. Otto schließt den Vertrag ab. Eines blöden Tages kommt Otto in die Situation, dass am Ende des Monats das Geld nicht reicht – egal er kann sein Konto ja überziehen. Dann wird die Waschmaschine kaputt, eine Nachforderung vom Finanzamt flattert ins Haus. Der Kontostand sinkt weiter. Nach einiger Zeit klingelt Ottos Handy und sein Berater Hr. Fröhlich ist am Apparat. Er bittet Otto zu einem Termin in die Bank. Dort argumentiert Hr. Fröhlich dann wie folgt. „Lieber Otto ich habe gesehen, dass du ein paar Schwierigkeiten zu haben scheinst. Der Überzugsrahmen ist zinsentechnisch auch eher teuer, lass uns das ganze doch auf einen kleinen Kredit umschichten. Der ist was die Zinsen betrifft um einiges günstiger und du hast lange genug Zeit in kleinen Raten das Geld ab zu bezahlen.“ – Klingt doch schön 🙂 oder? Nur eine kleine Rate, die ich schon jetzt nicht habe, zahlen. Die nächsten dreißig Jahre…wohin das führt könnt ihr euch vermutlich Ausmalen.
Mich nervt das auch, dass so viel am Geld gemessen wird. Viele Kids wissen aber leider heutzutage wirklich nicht mehr, den Wert von Geld zu schätzen bzw. was es heißt dafür zu arbeiten. Die meisten werden in Watte gepackt und bekommen alles, was das Herz begehrt. Leider lässt sich Sozialkompetenz nicht mit Geld kaufen, so dass der Umgang untereinander echt zu wünschen übrig lässt. Meines Erachtens betrifft das nicht nur die reichen Kids sondern auch den Mittelstand. Vielleicht denken Eltern sie können mit Geld das ausgleichen, was sie in der Erziehung falsch machen. Deshalb auch das konsumorientierte Denken und Handeln, jeder will immer mehr, für keinen genügt mehr NORMAL.
LG Kerstin
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Danke liebe Kerstin für deine Gedanken 🙂 du hast noch einen springenden Punkt erwähnt den ich vergessen habe. Bin auch der Meinung, dass oft versucht wird mit Geld zu kompensieren was man an Liebe/Zuneigung/Zeit nicht geben kann/will.
Liebe Grüße
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„Was zur Hölle läuft schief in unserer Gesellschaft“ … genau das frage ich mich auch häufig. Wenn manche Eltern jammern, dass sie nur zweimal pro Jahr in Urlaub können oder dass sie wenig Zeit für die Kinder haben, weil sie so viel arbeiten. Um eben genau das zu bezahlen: riesen Villa, zwei Schiffe als Autos, mehrere Urlaube, Pool, jeder Technik Schnick Schnack usw. … Dazu habe ich letztens erst einen Beitrag für eine Blogparade zum Thema „Was brauchen Familien wirklich?“ geschrieben. Dazu passt dein Artikel hier perfekt. Habe ihn bei FB geteilt. Erscheint aber erst am Dienstag 😉 Toller Blog und sehr witzige, erfrischende Texte.
Liebe Grüße
Vreni
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Danke vielmals – das kann ich nur zurück geben! 😊
Liebe Grüße aus Österreich
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Ich beschäftige mich inzwischen ernsthafte mit Finanzen und sehe es so: Ich möchte finanziell frei sein und mehr Zeit haben und Dinge tun, die ich gern tue. Aktuell arbeite ich auch ganz normal 40 Stunden/Woche, aber es wäre doch cool, das nicht zu müssen… Reich wird man natürlich nicht einfach so, da steckt viel Arbeit drin. Ich möchte meinen Kindern auf jeden Fall auch eine gute Finanzbildung mitgeben.
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Wow 😀👍 danke vielmals für deine Gedanken. Aus diesem Blickwinkel betrachtet hast du natürlich recht. Ich finde es so wertvoll mehrere Meinungen zu hören 👍 Danke für den Input
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