Seit ich vermehrt in den sozialen Netzwerken und allgemein im Internet unterwegs bin, stolpere ich immer wieder über Horror-Geburts-Geschichten. Ohne irgendjemandem zu nahe treten zu wollen muss ich doch feststellen, dass es für mich aussieht als wollten sich die Mamas gegenseitig mit dem Grauen ihrer Geburt übertreffen. Wer kein Geburtstrauma erleidet war nicht dabei, oder wie?
Hätte ich noch keine Kinder und wüsste noch nicht wie so eine Geburt läuft, dann wäre mir das Kinderkriegen beim Lesen des zweiten Berichtes wohl vergangen.
Als Erstlings-Schwangere wird man auch ohne Internet & Co. mit Erfahrungen und Tipps überhäuft. Das allein ist schon nicht besonders angenehm. Aber die detailgetreue Schilderung jeder Presswehe ist dann doch noch ein anders Kapitel. An dieser Stelle könnte man jetzt sagen: „Na und? Wer nicht will, muss den Bericht eh nicht lesen!“ aber seien wir mal ehrlich. Wer von uns hat in der ersten Schwangerschaft nicht auch jedes Tröpfchen Wissen aufgesaugt wie ein Schwamm?
Ich will nichts schön reden…
Ganz allgemein finde ich, dass die Geburt irgendwie komisch „dargestellt“ wird. In manchen Büchern und Foren wird die Geburt als von Anfang bis Ende wundervolles Ereignis dargestellt. Fast schon so, als müsste man jede Minute davon in vollen Zügen genießen.
Mal unter uns – an der Austreibungsphase konnte ich persönlich nichts wundervolles feststellen. Der Moment der wirklich einzigartig, wunderschön und magisch ist ist der, in dem man dieses atemberaubende kleine Menschlein endlich in den Arm schließen kann. Das ist auch der Moment, der alle anderen davor überstrahlt und der jede Wehe sofort vergessen macht. Die Wehen davor, die Unsicherheit all das gehört auch dazu – das alles ist normal und natürlich.
Aber, was zu viel ist ist zu viel!
JA – Eine Geburt ist anstrengend.
JA – es tut weh!
JA – es kann immer zu Komplikationen und unschönen Zwischenfällen kommen.
ABER: Ein so großes Wunder wie das zur Welt bringen eines neuen Lebens ist jede einzelne Wehe Wert.
Ich finde es so schade, dass von vielen nur die negativen Erfahrungen so zerpflückt und publik gemacht werden. Wenn Mama und Kind die Geburt gesund und munter, ohne größeren Schaden überstehen, dann hat man allen Grund zur Freude. Freude und Dankbarkeit!
Die überdramatisierung einer eigentlich normal verlaufenen Geburt ist eine Verhöhnung jener Frauen, denen während der Geburt wirklich Schlimmes widerfahren ist. (Totgeburt, Schaden durch mangelnden Sauerstoff. etc., bleibende körperliche Schäden…)
Auf die Hebamme kommts an!
Eine ruhige liebevolle Hebamme ist bei einer Geburt wertvoller als ein Gynäkologe. Das habe ich bei den Geburten meiner zwei Wunder deutlich festgestellt. Am Geburtstag meiner Tochter (meine zweite) hatte ich eine ganz wundervolle Hebamme. Die Frau war kaum älter als ich, aber sie hat Ruhe und Zuversicht ausgestrahlt wie kein anderer Mensch den ich zuvor getroffen habe. Dadurch, dass mein Großer nach langem hin und her per Kaiserschnitt geboren wurde, war ich doch ein wenig ängstlich und unsicher. Als ich in den Kreissal kam hat mir die Hebamme gesagt „Wir drei schaffen das diesmal ganz ohne Narbe am Bauch!“. Diese Hebamme hat mir so viel Mut und Sicherheit zugesprochen, dass ich mir sicher war, dass meine Tochter und ich das bewältigen könnten. Von diesem Gespräch weg dauerte es noch eine halbe Stunde, und mein zweites größtes Glück war geboren. Ganz ohne PDA – Schmerzmittel oder Horrorgeschichte! 🙂