Mantraartig bete ich das jeden Tag vor mich hin: Es ist nur eine Phase!!
Wenn es einen Wettbewerb im Dauerjammern gäbe, dann würde mein Großer den bestimmt um Längen gewinnen. Ich kenne viele Nörgler, aber so ein Durchhaltevermögen wie mein Frosch hat sonst keiner!
4:00 Uhr – Tagwache! Der Jammer-Marathon beginnt. Der Große jammert, winselt und schluchzt neben mir im Bett. Meistens von 3:40-4:00 Uhr. Ohne erkennbaren Grund. Ich gebe dem Jammern nach und stehe auf.
5:00 Uhr – Wir sitzen jeden Morgen ein bisschen auf der Couch und kuscheln noch bevor wir in den Tag starten. Heute nicht. nach 10 Minuten Geheule und bitteren Tränen lasse ich mich breitschlagen und sitze am kalten Boden in der Spieleecke und spiele Lego Duplo.
6:00 Uhr – nach etlichen gescheiterten Versuchen etwas aus Lego zu bauen schlage ich dem Frosch vor sein Lieblings-Hörspiel anzuhören. Aber er will heute nicht Petterson und Findus hören. Das kann man natürlich nicht normal mitteilen. Er startet wiederum eine Jammer-Arie, so herzzerreißend, dass man meinen könnte ich wolle ihm die Haut bei lebendigem Leibe abziehen.
6:30 Uhr – mittlerweile ist auch die kleine Maus erwacht und die beiden spielen friedlich zusammen mit ihren Tieren. Nach zwei Minuten kippt die Stimmung und der Große verlässt wutentbrannt die Spieleecke. Er wirft ein Lego-Männchen zornig gegen die Wand. Das arme Männchen erleidet einen irreperablen Armbruch. Eine Welt zerbricht für meinen Großen – Krokodilstränen begleitet von schrecklichem Geheule. (Jeder Poltergeist könnte sich eine Scheibe von ihm abschneiden)
Kurz spiele ich mit dem Gedanken das zerbrochene Männchen als eine Art Mahnmal irgendwo aufzustellen. Den Gedanken verwerfe ich ganz schnell wieder wenn ich dran denke, dass alleine der Anblick des gebrochenen Arms meinen Großen in tiefste Depressionen stürzt.
Ich rolle mit den Augen. Zum zehnten mal heute. Manchmal habe ich Angst, dass ich zu schielen beginne vom vielen Augenrollen, das mir der Große täglich abverlangt.
7:00 Uhr – leises Klagen und Winseln lässt mich darauf schließen, dass die Meute hungrig ist. Also mach ich wie jeden Tag Marmeladenbrote mit Obst. Als der große Frosch auf den Teller schaut zieht er die Mundwinkel nach unten und seine Lippe beginnt zu zittern. Was genau das Problem am Frühstück war weiß ich nicht. Aber es hat ihn fürchterlich traurig gemacht.
Kurz und gut, mein Großer schwebt über unserem Alltag wie eine kleine zornige Wolke die ständig zwischen Regen (weinen) und Gewitter (Wutausbrüchen) wechselt.
Er bricht bei wirklich ALLEM in Tränen aus. Verschwundene Socken, vorhandene Socken in der falschen Farbe, schon Fernsehen, kein Fernsehen, er weint weil er nicht mit hinaus gehen will, er weint auch wenn es wieder zurück ins Haus geht. Wenn es Zeit zu baden ist heult er, weil er Baden blöd findet, und wenn ich ihn dann nach einer Stunde aus dem Wasser fische weint er, weil er noch weiter baden möchte.
Viele die diesen Beitrag lesen werden sich denken, dass ich völlig versagt habe und selbst schuld bin, dass ich so einen kleinen Wutknödel Zuhause habe. Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht mal sicher, ob ich nicht wirklich selbst schuld bin, bleibt mir nur zu hoffen, dass diese Phase bald vorübergeht.