„Ich habe keine Zeit…“ wie oft erwische ich mich dabei, wie ich jemanden mit diesem schlappen Satz vertröste. Manchmal meine ich es tatsächlich so, manchmal wiederum ist er eine einfache Ausrede dafür, dass ich auf etwas keine Lust oder garnicht richtig zugehört habe. Aber was soll diese Aussage eigentlich? „Alles hat seine Zeit“ – nur wir haben keine Zeit? Warum haben wir keine Zeit? Unser aller Tag hat doch 24 Stunden, oder etwa nicht?
Als ich noch mitten im Berufsleben stand, war dieses Gefühl oft überwältigend. Ich hatte keine Zeit. Ich fühlte mich wie in einem Hamsterrad, welches von außen immer wieder in hoher Geschwindigkeit angekurbelt wird.
Auch Michael Ende widmet sich in „Momo“ diesem Thema. Die Geschichte von Momo spielt im Jahr 1973 und ist eigentlich nur eine Erzählung aus der Phantasie des Autors. Und doch sind die Parallelen zur heutigen Zeit verblüffend. In seinem Buch schreibt Ende darüber, dass „graue Herren“ die Menschen dazu ermutigen Zeit zu sparen, um es dadurch in der Zukunft besser zu haben. Die Kinder werden in „Kinderdepots“ untergebracht, weil die Erwachsenen durch ihre Arbeit keine Zeit mehr haben, sich selbst um ihre Kinder zu kümmern. In diesen „Kinderdepots“ dürfen keine selbst ausgedachten Spiele gespielt werden sondern nur noch solche, die für das zukünftige Leben als arbeitender Zeitsparer wichtig sind. Durch die Zeitsparerei werden die Menschen lustlos, resigniert und vergessen im Hier und Jetzt zu leben und die schönen Dinge im Leben zu genießen. Die Menschen werden um ihre Zeit betrogen.
Vieles aus dieser Geschichte kann man gut auf die Gegenwart und unsere Gesellschaft ummünzen. Und dennoch – hat jeder unserer Tage 24 Stunden – wie wir sie verbringen liegt in unserer Hand! Um die uns geschenkte Zeit zu nutzen ist es ganz wichtig in sich selbst hinein zu hören und zu unterscheiden: was ist dringend? Was ist uns wichtig? Die Saft und Marmeladeflecken vom Boden zu wischen bevor jemand hinein steigt ist DRINGEND – aber mit seinem Partner gemütlich zusammen zu sitzen und die Zweisamkeit genießen ist WICHTIG!
Außerdem habe ich für mich festgestellt, dass es wichtig ist in der Gegenwart zu leben. Vergangenes darf man nicht vergessen, aber man sollte es in der Vergangenheit belassen und daraus Kraft für das Leben in der Gegenwart schöpfen.
Zeit hat nur derjenige, der es zu nichts gebracht hat, und dadurch hat er es weiter gebracht als alle anderen! Giovanni Guareschi